Interdisziplinäres Arbeiten will gelernt sein, damit die Zusammenarbeit an der Baustelle oder in der Werkstatt funktioniert. Ein Ort dafür wird nun entwickelt: der Campus für Berufliche Bildung.
Das Handwerk wird immer komplexer. Während gestern der Malerinnen und Maler das Haus gestrichen, der Elektrikerinnen und Elektriker die Elektrik gemacht und der SHK-Handwerkerinnen und -Handwerker sich um Sanitär und Heizung gekümmert hat, ist heute eine gewerkeübergreifende Zusammenarbeit im Sinne der Kunden gefragt. Denn diese erwarten bereits heute, dass die beauftragten Betriebe Hand in Hand arbeiten und es im Idealfall nur noch eine verantwortende Projektmanagerin oder Projektmanager gibt.
Kooperation ist Trumpf: Smarte Handwerkerinnen und Handwerker für ein smartes Leben
Und morgen? Im Zuge der Energiewende (Stichwort: Energieeffizienz), den neuen Anforderungen hinsichtlich des Umwelt- und Klimaschutzes (Stichwort: Nachhaltigkeit), der demografischen Veränderungen (Stichwort: generationsgerechtes Wohnen) und der technologischen Entwicklung (Stichwort: Smart Living) werden die Aufgaben, die auf Handwerkerinnen und Handwerker zukommen, immer anspruchsvoller. Dies hat eine zunehmende Spezialisierung zur Folge. Gleichzeitig wird es jedoch immer wichtiger, dass das Handwerk über den Tellerrand schauen kann. Dafür muss es ein sehr viel breiteres Wissen aufbauen – oder zumindest seinen Job als gemeinschaftliche Gesamtaufgabe begreifen.
Eine gewerkeübergreifende Zusammenarbeit wird in einer „smarten“ Welt noch wichtiger.
Time is Money: für ein Nebeneinander (oder auf der Baustelle: ein Nacheinander) ist keine Zeit mehr, heute ist ein Miteinander gefragt. An einer Gewerke übergreifenden Zusammenarbeit führt kein Weg mehr vorbei.
Soziale Kompetenz: wenn unterschiedliche Disziplinen und Gewerke zusammenarbeiten, knirscht es gerne im „Gebälk“. Hier ist eine hohe soziale Kompetenz sowie Team-, Konflikt- und vor allem Kommunikationsfähigkeit gefragt.
Trend „Allrounder“: trotz Spezialisierung darf der Blick über den Tellerrand nicht fehlen. Denn wo Dinge komplizierter werden, werden Zusammenhänge komplexer. Smarte Handwerkerinnen und Handwerker müssen beides beherrschen.
Trend Spezialisierung: moderne Zeiten verlangen Spezialkenntnisse. Besonders nachgefragte oder seltene Fertigkeiten können Handwerkerinnen und Handwerker eine attraktive Nische ermöglichen – solange diese zukunftsfähig und krisenfest ist.
Alleine an der Werkbank war gestern: interdisziplinäre Gruppen- und Projektarbeit
Die Bildungszentren des Handwerks müssen sich auf diese neue Herausforderung einstellen. Die Handwerkskammer Frankfurt-Rhein-Main hat hierfür in einem ersten Schritt eine sogenannte Schnittstellenwerkstatt eingerichtet, um diese gewerkeübergreifende, vernetzte Herangehensweise bereits in der Ausbildung zu lehren. Aber auch hier zeigte sich, dass weitere Schritte unbedingt folgen müssen, damit Auszubildende und Lehrgangsteilnehmerinnen und Lehrgangsteilnehmer unterschiedlicher Gewerke noch intensiver gemeinsam (interdisziplinär) und in Projekten zusammenarbeiten. Einer Kooperation zwischen den berufsbildenden Schulen und den Berufsbildungs- und Technologiezentren der Handwerkskammer kommt dabei einer besonderen Bedeutung zu. In Frankfurt werden mit dem Campus für berufliche Bildung nun die geeigneten Strukturen geschaffen, damit dies gelingen kann.
Das Handwerk von heute und morgen braucht Spezialistinnen und Spezialisten wie Generalistinnen Generalisten. „Smart“ und fähig zur konstruktiven und kollegialen Zusammenarbeit auch zwischen den Gewerken müssen sie indes beide sein. Sonst knirscht es an den Schnittstellen.